Zurück ins Mittelalter – Herrstein
- Leif von Speyer
- 21. März 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai 2021
Mitten im Hunsrück, genauer inmitten der Nationalparkregion um den Nationalpark Hunsrück-Hochwald, liegt das schöne Kleinod Herrstein. Von 1428 bis 1677 besaß die malerische Gemeinde sogar Stadtrechte. Von ihrer Bedeutung zeugt noch heute die Stadtmauer, welchen den Ortskern komplett umschließt.

Wenn man den Ortskern von Herrstein durch das imposante Stadttor mit seinem Uhrturm von 1449 betritt, fühlt man sich zurück in eine städtische Siedlung des Spätmittelalters versetzt. Das Zentrum ist nämlich fast ausschließlich durch historische, teilweise rekonstruierte Fachwerkhäuser geprägt, die meist mit Hunsrückschiefer gedeckt oder auch verkleidet sind. Die Mehrheit dieser Fachwerkhäuser stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Der historische Ortskern, der unter Denkmalschutz steht, ist bis heute komplett von der Stadtmauer umgeben. Dadurch ergibt sich aus archäologischer Sicht ein sehr originales Bild einer spätmittelalterlichen Stadt. Ziel der Gemeindeverwaltung ist es hierbei, das Ortsbild möglichst realistisch zu erhalten.

Zentrum von Herrstein ist der historische Marktplatz. Dieser wird von einer imposanten Zeile aus Fachwerkhäuser und vom Schinderhannesturm dominiert. Dieser Turm war sowohl Teil der Herrsteiner Burg als auch der Herrsteiner Stadtmauer und wurde teilweise als Gefängnis genutzt.

Im Schinderhannesturm war der berühmte „Schinderhannes“ genannte Hunsrücker Räuberhauptmann Johannes Bückler ein Jahr lang inhaftiert, wodurch der Turm seinen Namen bekam.Der Spitzname Schinderhannes leitet sich dabei vermutlich von Bücklers Ausbildungsberuf Schind(l)er ab; dabei handelt es sich um jene Handwerker, welche die Schindeln, also die Schieferziegel für die Schieferdächer, herstellten.
Auf dem Marktplatz findet alljährlich am ersten Septemberwochenende, dem Tag des Offenen Denkmals, das Schinderhannes-Räuberfest statt. Dabei handelt es sich um einen der größten Mittelaltermärkte in Deutschland.
Vom Marktplatz aus sieht man auch die Herrsteiner Burg, welche ebenfalls unter Denkmalschutz steht.

Die Burg Herrstein wurde im 13. Jahrhundert durch Graf Heinrich I von Sponheim. Die Burg besaß ursprünglich vier Türme, davon sind noch drei Türme erhalten, von denen der stumpfe Turm der bekannteste ist. Ab 1742 wurden Teile der Anlage zum Schloss Herrstein umgebaut.
Zu den drei erhaltenen Türmen zählt auch der ehemalige Bergfried, der heute als Glockenturm der Schlosskirche dient.

Diese wird heute als Pfarrkirche genutzt und beheimatet eine der am besten erhaltenen Orgeln der Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunensulzbach. Die Orgel stammt von 1772.
Herrstein liegt zudem im Edelsteinland rundum Idar-Oberstein. Daher gibt es in der Umgebung auch zahlreiche Relikte aus Zeit der Edelschleiferei in Idar-Oberstein. Außerdem gibt es auch diverse kulturelle Relikte aus 2000 Jahren europäischer Geschichte sowie viele Naturdenkmale des Nationalparks im nahen Umfeld von Herrstein. Diesen Themen werde ich mich aber mal in einem anderen Artikel widmen.
Weiterführende Links
* Video über Herrstein auf meinem YouTube-Kanal
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