Tönning
- Leif von Speyer
- 13. Juli 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juli 2022
Tönning ist das historische Zentrum der nordfriesischen Halbinsel Eiderstedt. Diese entstand durch Verlandung und Landgewinnung in ehemaligen Wattgebieten nördlich der Mündung des Flusses Eider.

Tönning entstand im 12. Jahrhundert als kleine Siedlung in den Uthlande.Die Uthlande waren jene Teile im Süden von Schleswig und Dänemark, welche durch Watt und Gezeiten geprägt waren. Ein Großteil der Uthlande waren im Hochmittelalter noch Inseln, durch Landgewinnung infolge von Sturmfluten verschmolzen diese aber vielfach mit dem Festland. So entstand auch die Halbinsel Eiderstedt.

Im 16. Jahrhundert gewann Tönning jedoch an Bedeutung, als hier Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf ein Schloss errichten ließ.Das Tönniger Schloss entstand zeitgleich mit den nahezu baugleichen Schlössern von Husum und Reinbek.

Außer dem großen Park am Deichrand ist heute vom Tönninger Schloss nichts mehr erhalten. Lediglich ein paar Schautafeln und ein Modell erinnern noch an das Schloss. Bei meinem Besuch war das Modell aber aus Gründen des Naturschutzes nicht ausgestellt, denn auf seinem Standort war ein Vogelnest.
Das reale Schloss wurde nur knapp 150 Jahre nach seinem Bau wieder abgerissen, da es im Nordischen Krieg (1700 bis 1721) bei der Belagerung von Tönning so stark beschädigt worden war, dass ein Wiederaufbau als nicht rentabel erschien. Das ist eigentlich schade, denn das Schloss mit seinen vier verschnörkelten Türmchen hätte sicherlich viele begeisterte Besucher angelockt.

Ab dem 17. Jahrhundert gewann Tönning an großer Bedeutung, als sich hier niederländische Kaufleute ansiedelten und den großen mit dem Fluss Eider verbundenen Hafen nutzten. Besonders im 19. Jahrhundert florierte Tönning durch den Bau des Eiderkanals, dem entlang der Eider verlaufenden Vorläufer desd Nord-Ostsee-Kanals.
Die Idee dieses Eiderkanals entstand in seiner ursprünglichsten Form bereits im Mittelalter, als Wikinger den Verlauf der Eider zu nutzen, um den Weg zwischen Nordsee und Ostsee zu verbinden. So entstanden nach Haithabu auch erste Vorbauten. Dies wurde mit zunehmender Industrialisierung ab dem 19. Jahrhundert immer weiter ausgebaut, sodass über verschiedene teils natürliche und teils künstliche Flussläufe eine direkte Verbindung zwischen beiden Meeren bestand. Als Ende des 19. Jahrhunderts die Schiffe immer größer wurden, wurde die Eider wieder weitgehend der Natur überlassen und der Nord-Ostsee-Kanal gebaut.
Während der prosperierenden Phase der Stadt Tönning im 19. Jahrhundert entstand auch das alte Packhaus. In der Weihnachtszeit wird das Packhaus zum längsten Adventskalender der Welt umgestaltet und im zweistöckigen ehemaligen Speicherhaus ein Weihnachtsmarkt veranstaltet.
Der Hafen verlor jedoch im 20. Jahrhundert spätestens durch den Bau des Eidersperrwerks wieder an Bedeutung. Daher befindet sich der Tönninger Hafen heute weit außerhalb des historischen Stadtzentrums.
Der alte zentrumsnahe Hafen wird nun hauptsächlich als Bootshafen und Startpunkt für Tourismusfahrten genutzt. Vieles erinnert aber noch an die damalige Zeit. Da sich der Hafen unmittelbar am Mündungstrichter der Eider befindet, ist er stark durch die Gezeiten geprägt. Als ich dort war, war gerade Niedrigwasser.

Bei meinem Besuch waren Kirche und Turm natürlich in ein Gerüst gehüllt. Die barocke Kirche entstand zwischen 1703 und 1706, wobei insbesondere die Nordwand bereits aus dem 12. Jahrhundert stammt. Vom Hafen aus kann man aber immerhin den Kirchturm der St. Laurentius-Kirche von Tönning erkennen. Die Innenstadt von Tönning ist übrigens durch einen Deich vom Hafen getrennt. Bei Sturmflut schließen sich hier zum Schutz der Stadt die Tore.
Nahe der Kirche liegt auch der historische Marktplatz. Dieser ist besonders durch Giebelhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert geprägt. Es ist vielfach ein niederländischer Einfluss zu erkennen.
Des Weiteren sitzt in Tönning des Nationalparkamt Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Daher gibt es hier auch großes Angebot und Veranstaltung zum Thema Naturschutz des Wattenmeeres und damit verbundener Umweltbildung. In Tönning liegt auch das Multimar, ein Informationszentrum mit Aquarium, in dem man viel über die Tier-und Pflanzenwelt im nordfriesischen Wattenmeer erfahren und lernen kann. Diesem Thema werde ich sicher mal ein Video auf meinem YouTube-Kanal widmen. Auf diesem ist übrigens heute auch ein Video über die Tönning erschienen.
Tönning gehört meiner Meinung nach zu den sehenswertesten Städten in Nordfriesland. Es handelt sich um ein typisches Kleinod für jene, die gerne abseits der Touristenströme machen.
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