Was ist Raumplanung?
- Leif von Speyer
- 23. März 2021
- 3 Min. Lesezeit
Obwohl Raumplanung ein essentieller Bestandteil in unserem Alltag ist, können viele mit dem Begriff gar nicht oder wenig anfangen. Dabei ist vieles, das unseren Alltag bestimmt, nicht ohne Raumplanung möglich. Das Vorhandensein von Gebäuden und Verkehrswegen sowie von Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz sind nämlich Produkt des Handelns von Raumplanern.
Viele denken bei Raumplanung zudem zuerst an Raumaustattung und Raumfahrt statt an Aspekte der Stadtplanung und Umweltplanung, die Raumplanung eigentlich ausmachen. Außerdem ist ein Raumplaner kein Innenarchitekt. Nichtsdestotrotz hat ein Raumplaner tatsächlich indirekt mit all diesen Berufsfeldern zu tun.

In einem Satz erklärt umfasst Raumplanung all diejenigen Maßnahmen, mit denen ein geographischer Raum (also ein bestimmtes Verwaltungsgebiet wie ein Staat, ein Bundesland, eine Region oder eine Kommune) nach seinen naturräumlichen, wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten geordnet und gezielt genutzt werden kann.

Dabei folgt sie insbesondere in Europa meist dem Ziel der Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen über regionale und nationale Grenzen hinweg. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Abstimmung räumliche Anforderungen zwischen den verschiedenen politischen Ebene. Hierbei wird stets versucht, Konflikte zu vermeiden oder gar zu verhindern, wobei Raumplaner stets bemüht sind, sämtliche Bevölkerungsgruppen und öffentliche Träger sowie im Sinne der Nachhaltigkeit künftige Betroffene und Generationen gleichermaßen im Planungsprozess interagieren zu lassen.
Historisch ist die moderne Raumplanung eine Folge des stärkeren Zusammenwachsens von Wirtschaftsräumen und Staaten seit der industriellen Revolution sowie der Entstehung großer Nationalstaaten. So entstanden die ersten Planungsverbände in der Zeit der Weimarer Republik vor allem im Ruhrgebiet und den Großräumen Berlin und Hamburg. Die ersten Pläne und Gesetze zur Raumplanung entstanden in der Zeit des Nationalsozialismus und sind in modernisierter Form bis heute in Kraft. Tatsächlich gehen aber viele Aspekte der modernen Stadtplanung bereits auf die Logistik des Römischen Reiches zurück.

In Deutschland wird dabei zwischen überörtlicher und örtlicher Raumplanung unterschieden. In der örtlichen Raumplanung steht die kommunalen Bauleitplanung im Vordergrund. Diese untergliedert sich in eine vorbereitende Bauleitplanung (Flächennutzungsplan), in der die konkrete rezente, gewünschte und geplante Nutzung der kommunalen Flächen textlich und graphisch dargestellt wird, und die verbindliche Bauleitplanung (Bebauungsplan), welche die konkrete, juristisch wirksame Nutzung und Bebauung von Einzelflächen textlich und graphisch abbildet.

Die überörtliche Raumplanung greift in Deutschland von der übergeordneten, allgemein gehaltenen Bundesraumordnung über die Landesplanung bis hin zur Regionalplanung. Die dezentrale Organisation der Raumplanung in Deutschland ist eine Folge der föderalen Struktur und der regionalen Disparitäten. Die überörtliche Raumplanung schafft dabei interkommunale Beziehungen und überregionale gleichwertige Lebensbedingungen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei das System der Zentralen Orte, bei dem die Infrastruktur auf lokale, regionale und überregionale Bedeutung der Kommunen ausgerichtet wird.

Während die kommunale Bauleitplanung in den meisten Städten und Gemeinden in Deutschland sehr ähnlich ist, ist die überörtliche Raumordnung und Raumplanung je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. So findet die Raumplanung in Niedersachsen vor allem auf Landkreisebene statt und in Hessen auf der Ebene der Regierungsbezirke. In vielen Bundesländern gibt es hierfür hingegen Planungsverbände, welche Zusammenschlüsse mehrere Landkreise sind. Im Saarland gibt es zudem keine Regionalplanung, sondern eine komplexere Landesplanung als in den anderen Bundesländern.
Eine Besonderheit stellen die drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg dar, wo Bauleitplanung und Regionalplanung quasi identisch sind. Außerdem gibt es Gebiete, in denen es Regionale Flächennutzungspläne gibt, vor allem in Metropolregionen; durch den regionalen Flächennutzungsplan können die vielfältigen Beziehungen und Wünsche der Kommunen in der Agglomeration besser aufeinander abgestimmt werden.

Raumplanung ist stets interdisziplinär und universal. Der Raumplaner agiert ergo als Vermittler zwischen verschiedenen Aufgabenträgern und ihren Aufgabengebieten – von Architektur bis Wirtschaft. Die Pläne der Raumplanung sind meist rechtsverbindlich für konkrete Detailplanungen. So folgen beispielsweise überregionale Verkehrswege vorher in Raumordnungsplänen festgelegten Achsen und Häuser werden dort von Architekten gestaltet, wo sie in Bebauungsplänen festgesetzt wurden. Und durch das Konzept der Zentralen Orten ist klar definiert, in welchem Städten und Gemeinden sich Geschäfte des täglichen, periodischen oder episodischen Bedarfs ansiedeln dürfen.
Raumplaner besitzen daher stets ein querschnittsorientiertes Fachwissen, vor allem aus den Bereichen Architektur, Biologie, Klimatologie, Jura, Ökologie, Ökonomie, Umweltplanung und Verkehrsplanung, oder arbeiten mit Experten aus diesen Bereichen eng zusammen. Wer sich also für das Studium der Raumplanung entscheidet, kann sich über ein spannendes und abwechslungsreiches Studium freuen.
Weiterführende Links:
* Was ist Raumplanung? auf meinem YouTube-Kanal
* Playlist Raumplanung in 3 min auf meinem YouTube-Kanal
* Stadtplanung seit der Römerzeit auf meinem YouTube-Kanal
* Geschichte der Raumplanung auf meinem YouTube-Kanal
* Wikipedia-Artikel über Raumplanung
Literatur:
* Christian Langhagen-Rohrbach: Raumordnung und Raumplanung. WBG, Darmstadt 2005,
* * Fürst/Scholles (Hg.): Handbuch Theorien und Methoden der Raum- und Umweltplanung, Dortmund 2008
* Kai Tobias/Beate Jessel: Ökologische orientierte Planung, Stuttgart 2002
Hashtags: #raumplanung #raumordnung #stadtplanung
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