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Regiostadtbahn Kaiserslautern

Aktualisiert: 29. Jan. 2021

Im Sinne der Verkehrswende steht immer wieder im Raum, den Schienennahverkehr auszubauen, wobei auch historische Straßenbahnnetze oft reaktiviert werden (Renaissance der Straßenbahn). Obzwar Kaiserslautern die kleinste deutsche Großstadt (Stand Januar 2021) darstellt, würde ich sich hier wegen der Technischen Universität sowie der großen Entfernungen im Stadtgebiet durchaus lohnen; Kaiserslautern ist nämlich eine der wichtigsten Universitätsstädte mit Schwerpunkt Technik und Naturwissenschaften im Westen von Deutschland und zudem die flächenmäßig größte Stadt in Rheinland-Pfalz.


Alte Oberleitungsmasten in Vogelweh

Kaiserslautern besaß bereits einmal eine Straßenbahn. Diese wurde 1916 eröffnet und verkehrte bis in Jahr 1935. Seinerzeit wurde geplant, im Sinne des beginnenden Zeitalters der autogerechten Stadt, die Straßenbahn auf Oberleitungsbusbetrieb umzustellen. Der Obus kam jedoch erst 1966 und fuhr bis 1985. Seither fahren in Kaiserslautern nur noch Dieselbusse. Masten der historischen Oberleitung des Obusses sind aber bis heute vorhanden und erinnern an vergangene Zeiten. Während die Straßenbahn über mehrere Linien verfügte, verband der Obus nur das Ruheforst mit Vogelweh und entsprach im Wesentlich der Hauptachse der heutigen Buslinie 101.


Tatsächlich würde sich aber gerade im Sinne der Verkehrswende auch in Kaiserslautern eine Renaissance der Straßenbahn lohnen. Dazu wurden seitens des Instituts für Mobilität und Verkehr imove auch schon Studien unter dem Titel „Kaiserslauterer Modell“ durchgeführt. Letztlich ist eine Wiedereinführung einer Straßenbahn im Herzen der Pfalz bisher immer an den Kosten gescheitert.


Das Kaiserslauterer Modell sah vor, nach dem Vorbild des Kaiserslauterer Modells einen Tram-Train in Kaiserslautern einzuführen. Dabei sollte es eine Innenstadttrasse entlang der Buslinie 101 geben, die mit einem Abzweig auch die Universität anbindet. Ferner sollte über den alten Westbahnhof an der Gartenschau sowie den Bahnhof Vogelweh eine Anbindung an das regionale Eisenbahnnetz bestehen; ich würde zudem eine Anbindung des Netzes in Einsiedlerhof und in Kaiserslautern-Nord empfehlen. Von den genannten Anschlussstellen wäre dann vor allem Bachbahn und Lautertalbahn sowie ferner auch Alsenztalbahn, Ludwigsbahn und Steinbahn angebunden. Dadurch wären sowohl die nördlichen Stadtteile von Kaiserslautern besser erreichbar als auch über direktere Verbindungen die Vororte mit der Universität und der Innenstadt verbunden.

Im Rahmen des sogenannten Kaiserslauterer Modells war auch eine Reaktivierung der Bachbahn vorgesehen.

Insbesondere auf die Bachbahn (siehe Bild) wurde und wird hier immer wieder ein Schwerpunkt gelegt. Diese Bahnlinie führt nämlich von Otterbach über Siegelbach und Weilerbach nach Reichenbach-Steegen. Daher leitet sich auch der Name ab, da alle Orte an der Strecke auf „-dach“ enden. Leider ist inzwischen (Stand 2021) der Abschnitt zwischen Weilerbach und Reichenbach-Steegen demontiert und bereits ein Radweg. Auch für den restlichen Abschnitt kommt die Umwandlung in einen Radweg immer wieder in Diskussion, eine Bahnverbindung von Weilerbach bzw Siegelbach über Otterbach nach Kaiserslautern wäre aber wesentlich schneller als Fahrt mit dem Fahrrad und könnte den Bus entlasten oder ergänzen.


Ausschlaggebend bei Kaiserslauterer Modell war zudem, dass die Bahntrasse fast durchgehend auf eigener, aber asphaltierter Trasse ausgeführt worden wäre. Dadurch hätten vor allem in der Innenstadt auch Busse diese Trasse mit nutzen können, wodurch es direkte Umstiege zwischen Bus und Regiostadtbahn gegeben hätte.


Ich würde die Idee hinter dem Kaiserslauterer Modell sogar erweitern, indem ich stärkere Verknüpfungen zwischen den Tram-Trains in Saarbrücken und Karlsruhe herstellen würde. Außerdem würde ich auch die Stadtteile Bänjerrück, Betzenberg, Hohenecken, Kaiserberg, Sonnenberg und Wiesenthalerhof sowie die Vororte Mackenbach, Otterberg, Sembach, Trippstadt, Waldleiningen über eigene neue Trassen integrieren und ferner die Biebermühlbahn und andere Bahnstrecken der Pfalz anknüpfen. Dabei wäre sogar eine Straßenbahnverbindung von der Universität Landau/Pfalz zur TU Kaiserslautern denkbar, wobei jedoch in Landau/Pfalz eine entsprechend Neubaustrecke in der Innenstadt zu errichten wäre.

Regiostadtbahn Karlsruhe in Wörth am Rhein

Straßenbahnpapst Dieter Ludwig (1939 bis 2020) hat mit dem Karlsruher Modell gezeigt, dass eine Regiostadtbahn einfach und schnell umsetzbar ist. Er hat auch gezeigt, dass dies zwar anfangs hohe Kosten beansprucht, aber mittelfristig einen positiven Effekt auf die ganze Region hat. Zudem zeigen Studien, dass ein guter Nahverkehr, insbesondere Schienennahverkehr, Pendler dazu bewegt, diesen dem Auto zu bevorzugen, was den Individualverkehr und das städtische Verkehrssystem entlastet.


Genau diesen Effekt kann man auch für eine „kleine Großstadt“ wie Kaiserslautern erwarten, zumal diese einen für ihre Größe sehr hohen Pendlerverkehr aufweist. Darüber hinaus könnte eine Straßenbahn in Kaiserslautern auch als Experimentalversuch für das imove dienen, zu überprüfen, wie sich Regiostadtbahnen in kleinen Agglomerationsräumen umsetzen lassen. Zu guter Letzt kann eine Regiostadtbahn Kaiserslautern auch als Pilotprojekt für andere vergleichbare Räume wie Koblenz, Metz oder Trier dienen.


Kaiserslautern darf diese Chance nicht verpassen. Deswegen habe ich diesen Artikel nicht geschrieben. Unsere Zukunft beginnt jetzt. Oder um es mit den Worten zu sagen, die Dieter Ludwig bei eine Pressekonferenz für den Bau der Regiostadtbahn Kiel äußerte, zu sagen: „Sie müssen jetzt anfangen zu bauen!“


Quellen:

* Eric Gilgore: Regionalbahn, Stadt- und Straßenbahn im Systemverbund – vom Karlsruher zum Kaiserslauterer Modell. Kaiserslautern 1999.


Weiterführende Links

* Verkehr in Kaiserslautern auf meinen YouTube-Kanal


 
 
 

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