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Elektroauto – Fluch oder Segen?

Im Zusammenhang mit Klimaschutz und Verkehrswende wird immer wieder vom Elektroauto geredet. Dies soll nach Meinung vieler Klimaschützer die aktuellen Umweltprobleme lösen und den Klimawandel abmildern, da es keine lokalen Emissionen erzeugt. Aber ist das Elektroauto wirklich das Verkehrsmittel der Zukunft? In folgenden Text stelle ich Vor- und Nachteile des Elektroautos gegenüber und ziehe Bilanz. Dabei werde ich auch kurz auf die Geschichte des Elektroautos eingehen.

Erstes Elektroauto

Obwohl das Elektroauto oft als neue Erfindung der Gegenwart zur Lösung der Umweltprobleme vermarktet wird, ist die Idee älter als das „klassische“ Auto mit Verbrennungsmotor, das fast zeitgleich Carl Benz und Gottlieb Daimler unabhängig voneinander entwickelten. Spätestens nach dem Michael Faraday 1821 gezeigt hatte, dass man mittels Elektromagnetismus Energie erzeugen kann, begannen Ingenieure Verkehrsmittel zu entwickeln, welche mit Elektrizität statt Dampf fahren sollten. So baute Robert Anderson bereits 1832 im schottischen Aberdeen den sogenannten Elektrokarren.


Das erste funktionsfähige, massentaugliche Elektroauto wurde schließlich 1881 von Gustave Trouvé auf der Internationalen Strommesse in Paris vorgestellt. Das erste deutsche Elektroauto entwickelte der Coburger Maschinenbauer Andreas Flocken 1888. Dieses Fahrzeug gilt heute als der erster vierrädriger elektrisch betriebener Personenkraftwagen. Damit ist das Elektroauto also mindestens so alt wie seine mit Verbrennungsmotoren betriebenen Verwandten.


Tatsächlich erlebte das Elektroauto in der Folgezeit eine enorme Blütezeit. Zwischen 1890 und 1910 war das Elektroauto sehr viel stärker verbreitet als Verbrennungsfahrzeuge. Da die Herstellung und Verarbeitung von fossilen Brennstoffen allerdings immer kostengünstiger wurde, setzte ab 1910 ein Niedergang des Elektroautos. Obzwar noch bis in die 1920er Jahre Experimente zur Verbesserung der Elektromobilität durchgeführt wurden und Elektroingenieure wie Nikola Tesla selbst an der Technologie werkelten sowie vor allem im Lastenverkehr verschiedene Elektrofahrzeuge für die Straße erprobten worden, geriet ab den 1930er Jahren das Elektroauto schließlich nahezu in Vergessenheit. Elektromobilität setzte sich schließlich nur im Schienenverkehr durch.

EV1 von General Motors (Quelle: RightBrainPhotography (Rick Rowen), Wikipedia)

Nach der Ölkrise Ende der 1990er Jahre wurde nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder über das Elektroauto als Verkehrsmittel nachgedacht. Infolgedessen brachte der amerikanische Automobilkonzern General Motors schließlich 1996 das Electric Vehicel 1 (EV1) auf den Markt. Es war das erste serienmäßig gebaute Elektroauto mit einer Auflage von 1100 Stück. Zeitgleich bauten auch Toyota, Nissan und Honda Elektroautos. Nach Einführung der Katalysatoren zur Reduktion des Kohlenstoffdioxidemissionen in Verbrennungsfahrzeugen konnte sich das Elektroauto jedoch (vorerst) nicht durchsetzen. Allerdings brachte PSA Peugeot Citroën zwischen 1995 und 2005 über 10.000 Leichtfahrzeuge auf den Markt, die allerdings nur in Frankreich, Großbritannien und den Benelux-Staaten angeboten wurden.

Damit fing der Siegeszug der Firma Tesla an: Tesla Roadster

Erst als die 2006 von Elon Musk neu gegründete Firma Tesla – bekannt nach dem Elektroingenieur Nikola Tesla – den Tesla Roadster auf den Markt brachte, begann sich plötzlich alles zu ändern. Der Tesla Roadster wurde bis 2012 gebaut. Allerdings werden von der amerikanischen Firma mittlerweile international diverse andere Modelle angeboten. Ausschlaggebend für den Siegeszug unter Tesla war, dass seine Firma sich ebenfalls früh für die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur einsetzte.


Seit 2007 bauen viele andere etablierte Automobilhersteller ebenfalls an Elektroautos oder haben Neuentwicklungen angeboten. Dabei wird auch zunehmend auf die ebenfalls bereits im 19. Jahrhundert entwickelte Brennstoffzellentechnologie zurückgegriffen, wobei die Energie nicht durch Elektromagnetismus erzeugt wird, sondern durch Elektrolyse von Wasserstoff und Sauerstoff.

Elektrotankstellen an jedem Parkplatz - Tesla macht es möglich

Die Entwicklung scheint eindeutig zu sein: Mittelfristig wird das Elektroauto das Auto mit Verbrennungsmotor ersetzen, nicht zuletzt weil dieses aufgrund diverser Skandale oder zunehmenden Umweltschäden immer mehr in Kritik gerät. Dabei ist jedoch auch zu bedenken, dass die komplette Infrastruktur die mit dem Automobil verbunden ist, entsprechend umgewidmet und angepasst werden muss.

Im Hinblick auf die Energiebilanz scheint das Elektroauto tatsächlich die Nase vorne zu haben, denn sowohl während der Produktion als auch während der Nutzung eines Elektroautos entstehen wesentlich weniger Treibhausgase als bei herkömmlichen Verbrennungsfahrzeugen. Damit ist das Elektroauto an dem Ort, an dem es fährt in der Regel 100% emissionsfrei.

Mit Windenergie kann man nachhaltigen Strom und Wasserstoff produzieren (Quelle: Pixabay)

Hierbei muss man natürlich einberechnen, dass aber indirekte Treibhausgas-Emissionen entstehen können, wenn der Strom, den das Elektroauto tankt, nicht nachhaltig und regenerativ hergestellt wurde. Daher ist ein Elektroauto genau genommen nur dann wirklich zu 100% emissionsfrei, wenn dessen Strom komplett aus Erneuerbaren Energien produziert wird.


Auch beim Wasserstofffahrzeug entstehen übrigens vielfach Treibhausgas-Emissionen, da es nahezu unmöglich Wasserstoff nachhaltig herzustellen. Obzwar es Technologien gibt, mit denen Wasser mittels Wind- oder Solarenergie via Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt wird, sowie viele Chemiewerke den in der Produktion entstehenden Wasserstoff zur Verfügung stellen wollen, ist diese kostenspielige Herstellung nur selten wirklich nachhaltig. Außerdem besteht bei Wasserstofffahrzeuge gegenüber Elektroautos und Verbrennungsauto eine sehr hohe Gefahr, dass bei falscher Nutzung zu Explosionen kommen kann.

Man darf sich keine Illusionen machen: Jedweder Abbau verändert Landschaft negativ (Quelle: Pixabay)

Auch der Abbau von den im Fahrzeug verbauten sogenannten Seltenen Erden ist wesentlich umweltfreundlicher als die Förderung von Kohle und Erdöl. Allerdings ist zu bedenken, dass viele Lagerstätten dieser Ressourcen sich in Regionen befinden, die häufig durch Armut und totalitäre Regime gekennzeichnet sind.


Der Name seltene Erden ist hier übrigens irreführend. Tatsächlich kommen Stoffe wie Aluminium, Cobalt, Lithium, Nickel, Neodym und Molybdän, um die es hier meist geht, in sehr großen Mengen in der Erdkruste vor und sind zudem sehr leicht wiederverwertbar und wiederverwendbar. Der Abbau der Stoffe erweist sich jedoch als sehr schwierig, weil diese Stoffe nur in sehr seltenen Fällen in reiner Form vorhanden sind, sondern meist in Form von Metallverbindungen vorkommen.


Beim Abbau kommt es daher immer wieder zu Umweltschäden, deren weitreichende Folge im Moment noch nicht abschätzbar sind. Leider treten in Abbaugebieten aber zunehmend Krankheiten auf, die sich auf die giftigen Stoffe, die beim Abbau verwendet werden, sowie auf Vergiftungen durch die Metalle selbst auftreten können.


Zudem entsteht bei der Entsorgung der Bauteile nicht nur Müll, sondern eine nicht unerhebliche Menge an Kohlenstoffdioxid (75 g). Es ist aber zu betonen, dass dieser Anteil verschwindend gering ist, wenn man ihn mit anderen Verkehrsmitteln vergleicht; ein Auto mit Verbrennungsauto stößt allein auf einer Strecke von 15 km im Stadtverkehr so viel. Dennoch ist wichtig, hier eine Recyclingkette zu schaffen, sodass Metalle und andere Bauteile mehrfach wiederverwendet und wiederverwertet können.

Das Elektroauto löst zwar viele Umweltprobleme, aber leider nicht alle Verkehrsprobleme (Quelle: Pixabay)

Aber selbst wenn wir es schaffen, die Energie für Elektroautos nachhaltig zu produzieren, sowie die enthaltenen Stoffe umweltfreundlich und sozial abbauen, gibt es ein großes Problem der Stadtplanung was dadurch ungelöst bleibt: das große Verkehrsaufkommen. Viele Städte haben mit und ohne Elektroauto mit überfüllten Straßen und Parkplätzen zu kämpfen,.was die urbane Vitalität und Lebensqualität erheblich einschränkt!


Deshalb ist es wichtig, im Sinne der Verkehrswende das Verkehrsaufkommen insgesamt zu reduzieren. Wichtig ist hierbei vor allem die Verkehrsverlagerung: Güter sollten möglichst von der Straße auf Schiff und Schiene verlagert werden; hierzu müssten entsprechende Verkehrswege ausgebaut oder auch neu errichtet werden. Zudem sollte im Stadtverkehr das Auto nur eine geringe Bedeutung einnehmen; dies kann nur durch einen schnellen Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und des Radwegenetzes funktionieren. Eine wichtige Rolle sollte auch Carsharing mit Elektroautos spielen.

Straßenbahn – seit über 100 Jahren elektrisch und emissionsfrei, aber auch verkehrsreduzierend

Elektromobilität ist also eine sehr gute Lösung für die Reduktion von Treibhausgases und sollte daher unbedingt vorangetrieben werden. Mittelfristig darf es keine Fahrzeuge mehr geben, die mit Verbrennungsmotoren fahren. Mittelfristig sollte Strom und Energie zudem zu 100% nachhaltig und regenerativ erzeugt werden. Wenn das klappt, sehe ich ein so großes Potential in sämtlichen Elektrofahrzeugen. Dennoch kann das Elektroauto nur einen Teil der Umwelt- und Verkehrsprobleme lösen. Wir müssen also zweigleisig denken, indem wir die Infrastruktur sowohl für Elektroautos als auch für eine guten Mix aus verschiedenen Verkehrsmitteln ausbauen.


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