Winterliches Toskana-Feeling im verschneiten Queichtal
- Leif von Speyer
- 16. Feb. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai 2021
Ein Wanderausflug in die Pfalz, der Toskana von Deutschland, ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Also lohnt es sich auch im Winter durch die schönen Täler der Pfalz zu wandern. Den schönen Anblick eines winterlichen, eingeschneiten Queichtals genoss ich Anfang Februar 2019, als ich mich entschied, ein neues Format auf meinem YouTube-Kanal auszuprobieren und von Wilgartswiesen nach Annweiler am Trifels wanderte. In diesem Format verband ich den Bericht über die Wanderung mit interessanten raumplanerischen Fakten.

Früh morgens stieg ich in Wilgartswiesen aus. Wilgartswiesen besitzt noch eines der letzten mechanischen Stellwerke in Deutschland. Das Stellwerk soll aber in naher Zukunft durch ein halbelektronisches Stellwerk, das von Kaiserslautern oder Karlsruhe aus geleitet wird, ersetzt werden. Ortsbildprägend ist in Wilgartswiesen die evangelische Kirche aus dem für die Region typischen Rotsandstein. Sie zählt zu den größten pfälzischen Sakralbauten und ist die einzige zweiturmige Kirche zwischen Mannheim und Zweibrücken. Der Ortskern ist vor allem durch schöne alte Fachwerkbauten geprägt.
Von Wilgartswiesen aus lief ich auf dem Queichtalradweg weiter in Richtung Rinnthal und Annweiler. Schon im Voraus hatte ich mir verschiedene Etappenziele ausgesucht, an denen ich jeweils Moderationsbeiträge drehen wollte, welche die übrigen Beiträge miteinander verbanden. Das erste dieser Etappenziele war die Wilgartaburg, welche dem Ort Wilgartswiesen den Namen gegeben hat. In der Wilgartaburg soll sich die Nonne Wiligarta versteckt haben. Die Burg war wahrscheinlich eine Schutzburg des sogenannten Pirmians-Bezirks, also dem Kirchenbezirk der Pirmasenser Kirchengemeinde St. Pirminius. Da die Burg hauptsächlich aus Holz war, sind heute nur noch in den Fels gehauene Überreste der Pfahllöcher erkennbar.


Wenn man oben auf der heute als Aussichtspunkt gestalteten Wilgartaburg steht, hat man einen sehr guten Ausblick über das Queichtal. Leider konnte ich diesen Ausblick jedoch nicht so gut genießen, da es am Tag meiner Wanderung sehr neblig war. Aber selbst von hier oben hört man die Fahrtgeräusche der Autos und Lastwagen auf der stark befahrenen Bundestraße B10. Ursprünglich war geplant, die Autobahn A8 zwischen Pirmasens und Karlsruhe durch das Queichtal zu bauen. Aufgrund großer Bürgerproteste und zugunsten der Idylle des Teiles wurde dieses Projekt allerdings in den 1980er Jahren verworfen. Stattdessen wird seit den 1990er Jahren die B10 mehrstreifig und kreuzungsfrei ausgebaut. In diesem Zusammenhang entstanden auch die Straßentunnel zwischen Rinnthal und Annweiler am Trifels.

Mein nächstes Etappenziel war Rinnthal. Auch in Rinnthal dominiert die Dorfkirche das Ortsbild. Architektonisch erinnert das Gebäude an einen griechischen Tempel. Die umliegenden Gebäude sind schöne, alte Fachwerkhäuser. Rinnthal, das wie Wilgartswiesen in Mittelalter ein Kondominium zwischen Leiningern und Zweibrückern war, stellt eine Exklave innerhalb von Annweiler am Trifels dar. Annweiler verfügt nämlich über eine große Fläche an Forstfläche zwischen Rinnthal und Wilgartswiesen. Ein Kondominium ist übrigens ein Gebiet, das von zwei Landesherren gleichzeitig verwaltet wird; das bekannteste Kondominium ist der Kleinstaat Andorra in den Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien, welches bis heute durch den König von Frankreich alias Präsidenten von Frankreich und den spanischen Bischof von Urgell in Aragonien repräsentiert wird, die dabei beide als Kofürsten fungieren.

Auf meinem weiteren Weg nach Annweiler kam ich auch durch Annweiler-Sarnstall. In Sarnstall befindet sich die Kartonfabrik Buchmann. In einem schönen alten Fabrikgebäude produziert diese seit einigen Jahren aus Recyclingmaterialen neue Pappkartonagen. Die Papierindustrie ist ein Relikt der Holzindustrie, welche bis in späte 20. Jahrhundert hinein Rinnthal und Sarnstall wirtschaftlich geprägt hat, aber inzwischen aus Gründen der Nachhaltigkeit und neuer Verarbeitungsmaterialien fast vollständig zum Erliegen gekommen ist.

Nur wenige Kilometer von Sarnstall entfernt, liegt schließlich Annweiler am Trifels. Um für mein Video einen wunderbaren Abschluss zu finden, bin ich trotz des schlechten Wetters auch auf den Trifels hochgekraxelt. Wie ich feststellte, sieht die die eindrucksvolle Reichsburg selbst eingeschneit imposant aus. Besondere Bekanntheit erlangte der Trifels dadurch, dass hier im 12. Jahrhundert die Reichsinsignien untergebracht waren und der englische Kreuzritter Richard Löwenherz hier gefangen gehalten wurde.
Aber auch im Stadtzentrum hat Annweiler, das durch den Trifels im Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz war, gibt es einige schöne Stellen zu entdecken. Highlight der Innenstadt ist das alte Gerberviertel. Annweiler am Trifels war nämlich bis ins 20. Jahrhundert durch das Gerbergewerbe geprägt, weshalb hier die Queich zu einem Kanal aufgestaut wurde. Im Gerberviertel befindet sich auch ein altes Mühlrad, das heute allerdings nur noch für touristische Zwecke betrieben wird. Die Funktionsweise des Mühlrades kann durch einen Schaukasten beobachtet werden.

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