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Bienwald

Aktualisiert: 28. Mai 2021

Heute (Tag der Veröffentlichung) ist der 22. Mai; das ist der internationale Tag der biologischen Vielfalt, auch Tag der Biodiversität genannt. Das ist ein guter Moment, einen Artikel über den Bienwald einzustellen, wobei es sich um einen der hinsichtlich seiner ökologischen Bedeutung und seiner Biodiversität um eines der wichtigsten Landschaftsschutzgebiet Europas handelt.

Luftbild vom Bienwald (Quelle: gemeinfreies Bild der NASA)

Der Bienwald ist etwa 120 km² groß und gehört damit zu den größten bewaldeten Landschaftsschutzgebieten in Deutschland. Das Waldgebiet gehört heute überwiegend zur Gemarkung der Stadt Wörth. Mitten befindet sich in einer Rodunginsel der Wörther Stadtteil Büchelberg.


In seiner Ausdehnung von Westen nach Osten erstreckt sich der Bienwald von Winden in der Pfalz bis Wörth an den Rhein und von Norden nach Süden von Jockgrim bis an die deutsch-französische Grenze. Als Tor zum Bienwald gilt die Stadt Kandel, deren Wappentier tatsächlich die Biene ist.

Biene als Schaffner am Bahnhof Kandel

Der Name des Waldes geht übrigens auf das 7. Jahrhundert zurück und könnte tatsächlich „Wald der Bienen“ bedeuten. Der Wald war also schon immer durch eine große Artenvielfalt geprägt. Ferner entstanden unter anderem hier im 18. Jahrhundert die ersten Verbote gegen extensive Abholzung, aus denen sich später das Konzept der Nachhaltigkeit entwickelt. Dass der Bienwald heute noch existiert, ist also eine Folge grüner Verbotspolitik.


Besonders im Süden ist der Bienwald weitgehend durch seine Unzerschnittenheit geprägt und ist damit eines der größten zusammenhängenden Biotope in Mitteleuropa. Bei dem Wald handelt es sich biogeographisch um ein Schwemmgebiet des Rheines im Mündungsgebiet der im Pfälzerwald als Wieslauter entspringenden Lauter.

Im Norden führt jedoch die Bundesautobahn den A64 durch den Bienwald (siehe Video), welche dadurch zerschnitten wird. Außerdem verläuft zwischen Jockgrim und Lauterbourg am westlichen Rand des Bienwaldes auch die Bundesstraße B9. Dadurch werden Teile des Waldes zerschnitten, da entlang dieser Trassen kaum Übertretungsmöglichkeiten für Tiere und andere Lebewesen vorhanden sind.


Breite mehrspurige Straßen sind nämlich eine extreme Gefahr für Fauna und Flora, da die schnelle Abfolge von Fahrzeugen Tieren den Übergang unmöglich macht. Samen, die auf den Asphalt fallen, können sich zudem nicht entfalten. Dadurch wird die Biodiversität eingeschränkt, da keine Verbindung zwischen ähnlichen Biotopen und somit ein Austausch des Genpools unter den Individuen möglich ist. Dies kann in extremen Fällen sogar zum Aussterben von Arten führen, insbesondere bei endemischen Arten, die sich nur auf einen sehr kleinen Lebensraum spezialisiert haben.

Warum gibt es so wenig Grünbrücken im Bienwald?

Um eine solche Zerschneidung zu vermeiden oder wenigstens die Möglichkeit zur Biodiversität zu erhöhen, gibt es vielerorts erfolgreich umsetzbare raum- und umweltplanerische Maßnahmen, nach denen man im Bienwald jedoch leider vergeblich sucht. Teil solcher Maßnahmen sind unter anderem Amphibientunnel, welche unter den Straßen hindurch verlaufen, und es Amphibien, Reptilien und wirbellosen Tieren wie Insekten ermöglichen, gefahrlos die Straßenbarriere zu unterqueren.


Für größere Tiere, insbesondere Säugetiere, werden zunehmend Grünbrücken errichtet, bei denen eine bewaldete, erdige Verbindung zwischen zwei Biotopen geschaffen wird, welche die Straßenbarriere überquert. Meist sind diese Grünbrücken so bewaldet und konzipiert, dass die Tiere die Straße gar nicht wahrnehmen. Auf die Weise könnten sogar ganze Waldstücke, die von Straßen durchquert werden müssen, quasi untertunnelt werden.

Ferner passieren übrigens zwei Bahnstrecken den Bienwald: die Bahnstrecke von Kandel nach Wörth (siehe Video) und die Bienwaldbahn von Wörth nach Lauterbourg; des weiteren tangiert die Speyrer Linie von Schifferstadt nach Wörth südlich von Jockgrim den Bienwald. Tatsächlich werden diese Bahnstrecken im Gegensatz zu Straßen von Tieren aber weniger als Barriere wahrgenommen; und dies gilt nicht nur im Bienwald. Da hier die Abfolge der Fahrzeuge meistens geringer ist oder gar einem bestimmten Schema folgt, das Tiere einschätzen können, fällt hier Tieren hier die Überquerung um ein Vielfaches leichter. Zudem bieten Bahntrassenbiotope vielen Tieren und Pflanzen auch einen einzigartigen Lebensraum.


Aber auch an Bahntrassen sind in Einzelfällen zumindest Amphibientunnel sinnvoll. An stark befahrenen Strecken oder Schnellfahrtstrecken kommen zudem häufig auch Grünbrücken vor oder Waldstücke werden untertunnelt.

Biodiversität im Bienwald

Im Bienwald wurden 151 gefährdete Pflanzenart ausfindig gemacht, von denen 86 sogar bundesweit gefährdet sind. Zudem befindet sich im Bienwald das einzige bekannte europäische Tieflandvorkommen der Wildkatze. Weitere typische Säugetierarten sind Rehwild und Baummarder. Des Weiteren brüten im Wald über 120 Vogelarten, darunter auch der gefährdete Weißstorch. Auch im Hinblick auf Amphibien und Insekten ist der Bienwald von herausragender Biodiversität geprägt.


Zum Schutz der Fauna und Flora sowie zur Gewährleistung nachhaltiger Forstwirtschaft besitzt der Bienwald ein eigenes Forstamt mit Sitz in Kandel. Neben dem Pfälzerwald und dem Hunsrück stellen die forstwirtschaftlich genutzten Flächen des Waldes einen wichtigen Bestandteil der deutschen Holzgewerbes dar.


Bei der Bewirtschaftung wird jedoch stets auf zwei wichtige Aspekte der nachhaltigen Forstwirtschaft im Hinblick auf Naturschutz und Landschaftspflege geachtet: Es wird nämlich sowohl darauf geachtet, dass mehr Bäume nachgepflanzt als abgeholzt werden, als auch versucht, durch den Erhalt von Baumstümpfen und Totholz die Biodiversität langfristig zu steigern. Man versucht also, die Symbiosen des Ökosystems langfristig zu erhalten und zu verbessern. Der Bienwald ist nämlich im Hinblick auf seine Biodiversität von zumindest gesamtstaatlicher Bedeutung für Deutschland.


Weiterführende Links:

* Lebensraum Bienwald von Landesforsten Rheinland-Pfalz


 
 
 

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