Auf den Spuren der Hohenzollern
- Leif von Speyer
- 7. Feb. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai 2021
Durch ein Vorstellungsgespräch im April 2019 verschlug es mich nach Balingen. Erst durch meine Recherche im Voraus fand ich dann heraus, dass die Stadt mitten in den historischen Hohenzollernschen Lande unweit der Burg Hohenzollern bei Hechingen liegt. Akribisch suchte ich noch am Vortag nach einer Übernachtung, aber leider fand ich kein günstiges Hotel mehr, sodass ich nach meinem Bewerbungsgespräch noch eine kleine Wanderung durch die Hohenzollernschen Lande machte.

Gegen Vormittag kam ich in Balingen an. In schnellem Schritt lief ich durch die ganze Stadt, bis ich das Planungsbüro erreichte, in dem ich mein Vorstellungsgespräch, das mich nach Balingen geführt hatte, hatte. Dies hatte aufgrund des Zeitdrucks zu diesem Zeitpunkt freilich höchste Priorität.
Als ich mein Bewerbungsgespräch, das leider nicht erfolgreich war, hinter mir hatte, schaute ich mir erst mal die Stadt Balingen an. Balingen gefiel mir durch seine vielen Fachwerkbauten und seine Lage am Rande der Schwäbischen Alb sehr gut. Besonders fiel mir das Schloss Balingen ins Auge, das ursprünglich als Schloss für das lokale zollernsche Oberamt gebaut wurde, aber zeitwillig auch Sitz württembergischer Vögte war. Heute beherbergt es eine Jugendherberge, die während meines Besuchs leider ausgebucht war, denn sonst hätte ich an jenem Tag mehr Zeit gehabt hat. Vor dem Schloss befindet sich ein großer Wasserfall der Eyach, der beim Bau des Grabensystems der Stadtbefestigung im Mittelalter entstand.

Vom Schloss spazierte ich an der historischen Stadtmauer und der Eyach entlang und erreichte die Schellenbergbrücke. Laut einer an der Brücke angebrachten Plakette führt diese aber nicht schon immer über den Fluss, sondern überquerte einst die Zollernalbbahn neben der Firma Schellenberg. Erst als die alte Brücke durch eine Stahlbetonbrücke ersetzt wurde, wurde die Brücke dank Bürgerbegehren erhalten und hier her versetzt. Vorbild für die Brücke war übrigens der Eiffelturm, denn wie dieser ist die Brücke nicht verschweißt, sondern vernietet.
Von der Schellenbergbrücke begab ich mich zurück zum Bahnhof und fuhr mit dem Zug zurück in Richtung Heimat, stieg aber bereits in Bisingen wieder aus. Ich hatte nämlich zu diesem Zeitpunkt das Ziel, möglichst nah an das Schloss Hohenzollern, dem Wahrzeichen der Region heranzukommen.

Meinen ursprünglichen Plan, sogar bis auf die Burg hinaufzukraxeln, verwarf ich allerdings in Zimmern, als mir auffiel, dass dies sich aufgrund der fortschreitenden Zeit als unmöglich herausstellen könnte. Auf dem Weg zwischen Bisingen und Zimmern konnte ich allerdings ein paar sehr gute Blicke auf die Burg erhaschen, die sich majestätisch über der Region erhebt und sicher nicht nur wegen der Bedeutung der Hohenzollern als Geschlecht der letzten deutschen Kaiser oft als „Burg der Burgen“ genannt wird.

Allerdings eignete sich das kleine Dörfchen sehr gut, um endlich meinen Mittagsimbiss einzunehmen. Was ich an diesem Tag gegessen habe, könnt ihr in meinem Video über meinen Ausflug in die Zollernalb nachsehen.
Nach meinem Imbiss entschied ich mich daher, weiter in Richtung Hechingen zu laufen. Von hier aus wäre zwar der Bahnhof Bisingen näher gewesen, aber ich wollte noch ein bisschen mehr von der Zollernalb sehen. Tatsächlich zählt die Region zu den schönsten Ecken der Schwäbischen Alb. Zudem wollte ich mir auch noch den Bahnhof Zollern ansehen.

Der Bahnhof Zollern ist der historische Bahnhof des Schlosses Hohenzollern, der extra für die Kaiserfamilie errichtet wurde. Von hier führte einst ein mit Kutschen befahrener Weg hinauf bis zum Schloss. Nach der historisierenden Restauration des seit dem 17. Jahrhundert verfallenen Schlosses wollten die Hohenzollern das Gebäude für repräsentative Zwecke nutzen. So kam dem Bahnhof besonders unter Wilhelm I eine besondere Bedeutung zu, da dieser im Gegensatz zu seinem Enkel das Schloss noch als repräsentative Sommerresidenz nutzte.
Nach Ende des Kaiserreich 1919 verlor der Bahnhof dann an Bedeutung, denn auch der Adelsfamilie selbst erschien er nicht mehr als lukrativ. Seither fahren die Züge an dem beeindruckenden Bahnhofsgebäude, das baulich an das Schloss erinnert, vorbei. Heute lebt jedoch ein Teil der Hohenzollernfamilie in dem Gebäude.

Vom Bahnhof Zollern aus war es nicht mehr nach Hechingen. Auch von Hechingen war ich fasziniert. Wie Balingen zeichnet sich dessen Altstadt durch viele mittelalterlich anmutende Gebäude aus.

Mir als Bahnfan gefiel aber besonders der auf zwei Ebenen erbaute Bahnhof Hechingen. Auf der oberen Ebene befindet sich das Hauptgebäude an der Hauptstrecke der Zollernalbbahn von Tübingen über Hechingen und Balingen nach Sigmaringen. Dieser obere Bahnhof trägt den Namen „Hechingen DB“.
Noch vor diesem oberen Bahnhof zweigt aber eine Bahnstrecke ab, die ein zweiten unteren Bahnhof anfährt. Dazu muss eine Steigung überwunden werden. Von hier aus fahren die Züge nach Gammertingen. Noch heute wird diese Strecke bedient. Der Bahnhof trägt offiziell den Namen „Hechingen Landesbahn“, da er einst von der landeseigenen Hohenzollernschen Landesbahn betrieben wurde; heute firmiert unter diesem Namen ein privatwirtschaftliches Tochterunternehmen der Südwestdeutschen Landesbahngesellschaft (SWEG), welche diverse Bahnstrecke in Baden-Württemberg zumindest zeitweilig von der Stilllegung retten konnte. Die SWEG ist ein Beweis dafür, dass vor allem im ländlichen Räumen verstärkt regionale Unternehmen den Betrieb auf Nebenbahnen übernehmen sollten, da lokale Unternehmen ein größeres Interesse an Reaktivierungen haben als große Staatsriesen.
Vom Bahnhof Hechingen aus begab ich mich wieder zurück in meine Heimat Kaiserslautern, die ich erst mitten in der Nacht wieder erreichte. Seither plane ich jedoch, wieder in die Zollernalb zu fahren, da es mir dort sehr gut gefallen hat.
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